Der Zauberwald

Jacob legte seine Füße auf den kleinen Couchtisch. Die Hütte war mit der Zeit einer der gemütlichsten Orte geworden, den er kannte. Er wunderte sich, dass sie zu dieser Zeit so leer war. Normalerweise war die Hütte bei diesen Temperaturen einigermaßen gefüllt, da keiner auf die Kälte stand, die draußen ihr Unwesen trieb. Zudem bot die Hütte optimalen Schutz vor bösen Kreaturen.
Nach einigen Attacken aus der Unterwelt war das "Draußen", das einst so wunderschön gewesen ist, motiert. Im Frühling bestand keine Gefahr. Die Pflanzen wuchsen und die Vögel kamen zurück. Im Sommer jedoch war es der Unterwelt ein leichtes Spiel, anzugreifen. Die Temperaturen glichen denen in der Unterwelt und die Bewohner dieses Waldes konnten sich bei diesen Temperaturen, an die sie nicht gewöhnt waren, nicht richtig wehren. Im Herbst wurde es zunehmend schwerer, jedoch bot die Dunkelheit einen guten Sichtschutz, so dass die Möglichkeit eines Angriffes noch immer bestand. Im Winter kam es nur manchmal dazu, jedoch konnte man den Aufenthalt eines bösen Wesens sofort erkennen - der Schnee schmolz nun mal, wenn es warm wurde!
Jacob schlürfte an seinem heißen Kakao und lehnte sich zurück.

Jacob stellte seinen Kakao auf den Couchtisch und sah Mona an.

Hallo Mona. Mir geht es nur zu gut, und dir?
Sieh' nach draußen, es wird jetzt endlich wieder Winter. Ich kann es nicht ertragen, wenn mir jeder zweite Bewohner dieses Waldes sagt, was für eine schöne, glitzernde Haut ich habe. Meine Güte, ich bin doch keine Fee!!!

Trotz des Ernstes der Lage mussste Jacob grinsen. Sich mit einer Fee zu vergleichen fand er ziemlich amüsant und er überlegte, was er in seinem nächsten Leben wohl werden würde. Kurz darauf verwarf er den Wunsch, eine Fee zu sein, da ihm der Vampir, der er war, viel besser gefiel.

... Du bist nass.

Sagte Jacob zu Mona, da ihm nichts besseres einfiel.

Jacob knuffte Mona in ihr dickes Wolfsfell und begann kurz darauf, ihr über den Bauch zu streichen.

Du hast Justin gesehen? Und bist ihm auch noch gefolgt? Ich hoffe du erinnerst dich an jenen Tag, an welchem es ihm beinahe gelungen wäre, Farina umzubringen. Und er war allein, Farina hatte noch Sias auf ihrer Seite, ebenso wie Alea. Du allein hättest null Chance gegen ihn gehabt. Und gegen ihn gemeinsam mit Arat und Anne erst recht nicht. Ich will nie wieder von dir oder von anderen Leuten hören, dass du solch riskannte Dinge tust!!! Du bist mir doch wichtig, Süße, was mache ich ohne dich? Blöde Kuh!

Jacob begann zu lachen und küsste Mona auf ihren Kopf. Sie war wie eine Schwester für ihn. Er liebte sie über alles, ohne eine Beziehung mit ihr eingehen zu wollen. Zudem fühlte er sich tatsächlich mit ihr verwandt.

Ich hoffe, wir haben uns verstanden, Schätzchen.

Erneut knuffte Jacob Mona in die Seite.

Lachend strich Jacob über Monas Kopf und kraulte sie kurz darauf an ihrem linken Ohr.

Haha, Mona, du bist witzig. Du kannst mich auf in den Ofen schmeißen. Davon würde ich zwar sterben, aber wärmer würde ich dabei trotzdem nicht werden. Wir Vampire sind so und wir werden auch immer so sein, das weißt du doch, Kleine. Es tut mir leid, dass ich so kalt bin, sodass du dich nicht einmal mehr an mich kuscheln kannst, um dir selbst ein wenig Wärme zu verschaffen. Aber ich kann doch auch nichts für meine Körpertemperatur...

Jacob war ein wenig traurig, da er es liebte, den warmen Körper von Mona an seinem eigenen zu spüren. Daher fand er es sehr deprimierend, wenn sie sich aufrichtete, nur, weil er zu kalt war. Wenn sie sich nie wieder an ihn lehnen würde, nur, weil er zu kalt war. Das würde ihn traurig machen, Das machte ihn bereits traurig. In diesem Moment wünschte sich Jacob von ganzem Herzen, doch eine Fee zu sein.

Und wenn ich eine Decke dazwischen lege? Kommst du dann wieder her zu mir?

Jacob wartete gar nicht erst auf die Antwort von Mona. Er zog eine Decke zu sich und breitete sie über sich aus. Danach zog er Monas schlanken Wolfskörper zu sich heran und umarmte Mona.

Jetzt kannst du dich wieder hinlegen. Nun bin ich warm. Naja, diese Aussage ist nicht ganz korrekt. Ich würde eher sagen, nun wird dir nicht mehr so schnel kalt, wenn du dich an mich schmiegst. Haha!

Mona hatte nicht vorgehabt, Jacob traurig zu machen. Als er sie berührte, ging ein Stromschlag direkt durch ihren Körper, jedoch war er keinesfalls unangenehm. Ihr Herz begann, schneller zu schlagen und kurz darauf verwandelte sich Mona in einen Menschen. Das führte dazu, dass sie plötzlich völlig verkrümmt auf Jacob lag.

Jacob, nicht so wild du Banause.

Nun klang ihre Stimme zärtlich. Sie blickte Jacob lange in seine kohleschwarzen Augen, ohne sich auch nur ein kleines Bisschen zu bewegen. Er war mehr als eine Erinnerung an ihren Bruder. Er war mehr, als diese eine Person, die ein jeder brauchte, um sich wohlzufühlen. Er war mehr, als der Typ, mit dem sie jeden Schwachsinn unternehmen konnte. Er war mehr, als sie es sich jemals hätte denken können. Binnen Sekunden war Jacob zu mehr geworden, als Mona jemals in ihrem Leben gesehen, gespürt, gedacht und geträumt hatte. Binnen Sekunden war Jacob zu jemanden geworden, für den Mona sofort ihr Leben geben würde, wenn es denn sein musste.

Ich liebe deine Augen. Ich liebe so vieles an dir...

Jacob zog Mona noch näher an sich und blickte auch ihr in die Augen.

Mona, du bist so einzigartig... Aber ich habe Angst, das alles zuzulassen. Wer weiß, was eines Tages passieren wird? Ich weiß nicht, ob es eventuell besser wäre, wenn wir beide "nur" Freunde bleiben würden...

Als Jacob aussprach, was er dachte, sah er eine Traurigkeit über Monas Gesicht gleiten und strich über ihre Wange.

Man darf nicht mit seiner Schwester rummachen, Schatz...

Er grinste leicht, dann beugte er sich zu Mona vor und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

Ein erleichtertes Seufzen glitt Mona über die Lippen, nachdem Jacob sie geküsst hatte. Sie war glücklich. Endlos glücklich. Und sie wünschte sich, in der Lage zu sein, die Zeit anhalten zu können. Sie hätte es in diesem Moment liebend gern getan.

Mein großer starker Vampir...

Murmelte Mona und küsste Jacob.

Jacob musste lächeln. Er war noch nie in seinem Leben mit einem solchen Glücksgefühl erfüllt worden, er war noch nie in seinem ganzen langen Leben so wunschlos glücklich gewesen wie in diesem einzigartigen Moment.

Süße...? Was glaubst du denn, führt Justin im Schilde? Womöglich planen sie ja etwas Größeres, sonst wären Arat und Anne nicht auch dort gewesen. Wobei Arat dumm wie Stroh ist. Aber Anne, und das kann man ihr nicht nehmen, ist eine sehr begabte Kreatur. Und wenn sie "nur" ein Engel ist, sie könnte die Welt zerstören, wenn sie die richtigen Mittel dafür hätte. Und es wollen würde.

Besorgt strich Jacob Mona eine Strähne aus dem Gesicht. Jetzt, da sie sich noch näher waren als je zuvor, hatte Jacob natürlich auch mehr Angst um Mona als er es die Jahre davor gehabt hatte. Er musste Mona schließlich beschützen. Vor Justin, vor Arat und auch vor Anne. Und vor Tod erst recht.

Außerdem wundere ich mich gerade darüber, weshalb Anne Tod dient. Die ist so mächtig, könnte sie Tod nicht einfach um die Ecke bringen und seinen Posten des Herrschers übernehmen? ...Wenn nicht... Dann bedeutet das ja, dass Tod noch viel mächtiger ist als Anne. Aber weshalb hat er hier nie aktiv eingegriffen, wenn seine Diener mal wieder veprügelt wurden?

Vorsichtig legte Jacob Mona neben sich und stand auf, um sich einen neuen Kakao zu machen. Dabei lief er immer wieder hin und her, da ihm seine Gedanken in diesem Moment wahnsinnige Kopfschmerzen bereiteten und Panik in ihm auslößten.

Mona sah Jacob dabei zu, wie er auf und ab lief. Sie hatte selbst keine Ahnung von dem, was ihnen bevorstand, jedoch spürte sie, dass etwas passieren würde - was auch immer dieses Etwas sein würde.

Baby, ich weiß es leider nicht ... Ich kann nicht einmal Vermutungen anstellen, ich kann nur sagen, dass etwas geschehen wird. Wir sollten die anderen vielleicht warnen. Wir sollten alle vorbereitet sein. Sodass wir zur Not alle an einer Seite kämpfen können, ohne vorerst etwas besprechen zu müssen.

Mona stand auf, stellte sich vor Jacob und umarmte ihn, damit er aufhörte, bin und her zu laufen.

Jacob musste lächeln. Er drückte Mona an sich und streichelte mit seiner linken Hand durch ihr seidenweiches Haar. Sie war so klein, er konnte kaum glauben, dass sie bereits 21 Jahre alt war.

Schatz, wenn etwas kurz davor ist, zu kommen, wird es jeder wissen. Sollte es gefährlich für uns sein, so wird Sias in den nächsten Tagen bei jedem Alarm schlagen. Er ist sehr weise, er wird wissen, was zu tun ist.

Er nahm seine Tasse mit dem dampfenden Kakao und zog Mona mit sich, zurück zum Sofa.

Jacob hatte recht. Sollte das, was geschehen würde, gefährlich sein, dann würde Sias garantiert vorher auftauchen und allen bescheid geben. Sie Nahm Jacob die Tasse aus der Hand, stellte sie auf den Tisch und setzte sich danach auf seinen Schoß.

Du bist ein echt wunderschöner Vampir. Glaubst du, ich werde auch einer, wenn du mich beißt? Obwohl ich bereits Wolf bin?

Mona grinste und küsste Jacob vorsichtig.

Oh, ich weiß es nicht. Das sollten wir Sias fragen. Ob es überhaupt erlaubt ist? Ich meine, wenn du mich darum bittest, dann kann man mich ja nicht dafür verantworten, wenn du wirklich ein Vampir werden willst...... Aber nein, Süße, ich liebe dich als Wolf so unendlich dolle... Vampire sind Egoisten.

Jacob legte seine Arme um Mona und erwiderte ihre Küsse.

Halt die Zeit an, dieser Moment ist so unbeschreiblich schön...

Jacob war der erste gefühlsvolle Vampir, dem Mona jemals begegnet war. Sie kannte nur ihn und Shari und Shari, da hatte Jacob vollkommen recht, war eine Egoistin ohne Gefühle. So hatte Mona sie zumindest über die Jahre kennengelernt. Eine andere Seite an ihr war Mona noch nicht aufgefallen.

Shari... Shari ist eine Egoistin. Du aber bist ein so wundervoller Mann, ich bin glücklich, dass ich dich habe. Ich werde dich in Ehren lieben, bis ich meinen Kopf für dich hinhalten muss, weil mein Herz es so befiehlt.

Mona grinste erneut.

Wie poetisch ich doch bin...

Sie drückte sich an ihren großen, starken Vampir und stimmte Jacobs Gedanken zu. Man sollte die Zeit anhalten können, dann wäre sie auf Ewigkeiten glücklich.

Jacob wusste, dass er nicht gegen seine Gefühle ankam. Er wusste, dass er begonnen hatte, Mona zu lieben. Sie war einst wie eine Schwester für ihn, allerdings hatte sich das geändert. Und teilweise war er froh darüber.

Okay, wir versuchen es miteinander. Ich kann nicht anders. Du bist einfach unbeschreiblich...

Jacob strich über Monas Rücken und küsste sie erneut, diesmal mit einem Hauch von Leidenschaft.

Ich liebe dich. Meine kleine Poetin...

Monas Herz begann, schneller zu schlagen. Jacob liebte sie, genau so wie sie ihn. Sie war glücklich. Das erste Mal, seitdem sie zu dem geworden war, was sie war, war sie unbeschreiblich glücklich.

Jacob. Darf ich dich Jake nennen? Ich finde das klingt so viel besser, voller Liebe und passt damit auch besser zu dem, was ich für dich empfinde.

Sie küsste Jacob ebenfalls, feurig, mir Leidenschaft und kuschelte sich danach auf seinem Schoß zusammen. Manchmal war sie glücklich, dass sie mit ihren 21 Jahren nur 1,60 groß war.